Ich deute hier nur an. Die Hintergründe glasklar zu nennen, hab ich nicht die Macht. - Gezeugt bin ich, wie’s üblich ist, in Sünde: im Schweiß und Nervenkrieg der ersten Nacht. Kaum auf den Füßen, wußte ich es schon: Wir sind je hochgestellter, desto harscher. Kaltschnäuzig sah ich: Perspektive Thron. Entsprechend führte ich mich auf, der baldige Herrscher. Nie war ich unten durch und hintenan. Ich sagte „Ja!“, und es gab kein Verneinen. Die Gleichaltrigen warn mir zugetan (zu ihrem Glück!), wie ihre Väter meinen. Ich dachte über, was ich sprach, nicht nach, warf meine Sprüche lax in die vier Winde. Sie glaubten unbesehen, was ich sprach, die ebenfalls Hochangebundnen Kinder. Die Wächter schraken nachts vor uns zurück, uns Blattern auf der Stirne der Epoche. Ich schlief auf Fellen, schlang das Fleisch im Stück und quälte meine Stute mit den Sporen. Bald würde man mir sagen: „Nun regier!“ Dies Brandmal war gesengt in meine Schwarte. Besoff ich mich an dem Kandar-Geklirr und dachte, wenn wer Reden schwang: Ich warte. Mein Lächeln war ein knappes Mundverziehn. Falls in den Blick mir Wut und Bittres kamen, verkniff, erzogen durch den Narrn, ich ihn. Der Narr ist tot. Du armer Yorick! Amen! Doch hatte ich das alles plötzlich satt, das Buhln um Privilegien, das Gerühme. Wie leid mir nun der Tod des Pagen tat. Ins Freie trieb es mich hinaus, ins Grüne. Ich hatte an der Jagd mich verlustiert, der Hundemeute muskulösen Leibern. Ich stellte mich vors angeschoßne Tier und drosch nun in die Jäger und die Treiber. Ich sah, wie unsre Spielchen nach und nach zu blankester Obszönität mißrieten. Und nachts wusch ich mir insgeheim im Bach die Tagessauereien von den Gliedern. Ich wurde sehend. Und ich übersah, d. h. verlor aus meinem Blick die Hofintrigen Mir wurden Zeit und Zeitgenossen schal, und ich begann den Büchern zu erliegen. Mein heller Kopf in seiner Wissenssucht begriff ein jedes: Starrheit wie Bewegung. Doch wozu Denken. Es treibt keine Frucht, da das, was ist, nichts ist als Widerlegung. Der Faden zu den Jugendfreunden riß. Ein Schemen war der Ariadnefaden. So daß ich wirr mich in das Wort verbiß: sein oder nicht sein. Ja, das war die Frage. Wir wappnen uns aufs wackerste, durchaus, doch unbeeindruckt wogt die See der Plagen. Gespenstisch fällt daher die Antwort aus auf die verdrehte, überdrehte Frage. Dem väterlichen Auftrag wär ich fast gefolgt, jedoch das Zweifeln überfiel mich. Nach oben zog mich die Gedankenlast und abwärts, grabwärts meines Fleisches Fittich. Ich wurde zum zerklüfteten Gemisch: Noch kaum gefügt, geriet das aus den Fugen. Vergoß ich Blut. Wie alle. Ja, auch ich. Wie wir uns, sämtlich rachegeil, erschlugen! Indem ich mitfocht, habe ich versagt. Ophelia! Verwesung darf nicht siegen! Doch habe ich mich jenen gleichgemacht durch Töten, die mit mir im Boden liegen. Ich, Hamlet, haßte allen Zwang und Haß. Sie ödete mich an, die Dänenkrone. Die aber dachten so: Der Hamlet schaßt Rivaln. Zehn Finger leckt der nach dem Throne. Das geniale Wünschen ist wie Wahn. Lax geht der Tod dem Leben an den Kragen. Stets sind uns schlaue Antworten zur Hand, nie suchen wir die notwendigen Fragen.
© Peter Gosse. Übersetzung, 1989