Ich flieg das... zigste Mal Moskau-Odessa... Und wieder Startverzögerung, mein Gott! Der kommt im blauen Dreß die Stewardeß wie ’ne Prinzessin Verläßlich wie die ganze Aeroflot. Der Himmel Übet Murmansk ungetrübt. Nach Kiew, Charkow fliegt man ohne Zores. Flieg nach Semipalatinsk, wenn’s beliebt, nach Lwow! Bloß habe ich dort nichts verloren. Sie sagten mir: «Du solltest heute besser nicht auf den Himmel bauen - daß du’s weißt!» Und wieder Abflugaufschub nach Odessa: Jetzt ist die Start - und I andaho vereis! Selbst über Leningrad hat’s aufgeklart. Nach Leningrad käm’ man ganz ungeschoren, Tbilissi nimmt auch an, dort wächst sogar viel Tee, doch habe ich dort nichts verloren. Jetzt werden die Rostower abgefertigt, doch ich muß nach Odessa, sapperlot! Dorthin, wo schon drei Tage lang desperrt ist - was soll mir jedes andre Angebot! Ich muß dorthin, wo böser Sturmwind faucht, wo alles liegt verschneit und eingefroren. Woanders ist in Sonnenschein getaucht die Welt - doch habe ich dort nichts verloren! Das ist doch ungerecht: Von hier nicht fort, und dort nicht angenommen. Wie zum Spott! Doch horch: Unlustig ruft die Stewardeß an Bord, verläßlich wie die ganze Aeroflot. Das allerfernste Nest frei für den Flug! Dorthin zieht’s höchstens, wer dort ist geboren. Frei die gesperrte Hafenstadt Wladiwostok, Paris ist frei! Was hab ich dort verloren? Wetten, wir fliegen jetzt! Man wird die Sperre annullieren, Das Triebwerk heult, der Liner duckt sich wie zum Sprung... Ich aber glaub nichts mehr. Die werden uns nicht akzeptieren. Die finden, wenn sie wollen, Grund genug. Ich muß hinein in Nebel und Orkan, wo mir die Böen jaulen um die Ohren. Frei für den Flug sind London, Maqadan. Alles ist frei. Doch habe ich dort nichts verloren. Ha, sagt ich nicht, ich will ’nen Besen fressen? Der Flug ist wieder abgesagt. Im Gänsetrott führt uns in die Vergangenheit zurück die Stewardeß, wie unsre TU so schick, die Traumprinzessin Miss Odessa, das Ebenbild von unsrer Aeroflot. Und wieder Aufschub bis heut abend spät. Die Bürger machen sich schön brav zum Schlafen fertig. Ich hab es satt, verflixt und zugenäht! Ich fliege jetzt dorthin, wo nicht gesperrt ist!
© Johann Warkentin. Übersetzung, 1981